Das Evangelium beschreibt einen „Arbeitstag“ im Leben Jesu. Er wird über seine Kräfte gefordert. Alle wollen etwas von ihm. Es genügt ihm nicht, sich davon zu erholen. Er sucht das Gebet und behält seine Sendung im Blick.
WENN ES REICHT
Es war viel! Es reicht! Es ist genug! – Ich muss ganz einfach mal abschalten, zur Ruhe und zu mir selbst kommen, das zu tun was mir auch wichtig ist, woraus ich auch Kraft schöpfe.
Im Krankenhaus etwas ganz alltägliches. Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte arbeiten jeden Tag unter hoher Anspannung und zeitlicher Belastung. In Altenheimen ist es nicht anders. Sie tun es um für Patienten und Bewohner dazu sein, sie gut zu versorgen, ihnen zu helfen, da zu sein. Das alles ist körperlich, psychisch und emotional eine hohe Belastung und Herausforderung.
Daran musste ich denken als ich das Evangelium des heutigen Sonntags las, scheint die Situation doch vergleichbar zu sein. Jesus heilt, ist für die Menschen da. Nach dem Synagogenbesuch am Sabbat kommt Jesus in das Haus von Simon und Andreas. Ohne großes Aufhebens heilt er die Schwiegermutter des Petrus. Das scheint sich rumgesprochen zu haben. Am Abend, der Sabbat und die Sabbatruhe sind zu Ende, da versammeln sich viele Menschen vor dem Haus. Vielleicht sogar mehr als die halbe Stadt. Es scheint sich rumgesprochen zu haben, was passiert ist. So etwas lässt sich nicht geheim halten. Das Haus wird zur reinsten Notaufnahme.
Und wer einmal einen Krankenhaus-Alltag gerade zur gegenwärtigen Zeit, gesehen und erlebt hat, kann sich vorstellen wie es dabei vor sich geht. Keine Ruhe, keine Zeit, keine Luft, jeder will versorgt werden, jeder ist aus gutem Grund da und möchte der Nächste sein. Und doch es geht nur einer nach dem anderen, bei Jesus damals, in der Notaufnahme oder im Krankenhaus heute.
RUHE, ABSCHALTEN, KRAFT TANKEN
Aber irgendwann ist auch der letzte Patient versorgt, die Arbeit getan. Ruhe, Schluss, endlich. Es ist geschafft. Schlafen gehen, Abspannen ist jetzt angesagt. Die Eindrücke müssen verarbeitet werden. Nur so kann jede und jeder seine Arbeit am nächsten Tag wieder aufnehmen.
Jesus geht es genauso. Er legt sich erst einmal hin. An wen oder was er dabei noch gedacht hat und was ihm sonst durch den Kopf ging, wird nicht weiter beschrieben. Aber etwas anderes wird erzählt. Sehr früh am Morgen steht er auf, nimmt sich noch einmal bewusst Zeit, betet, spricht mit seinem Vater. Das, so sieht es aus, ist ihm wichtig. Sonst wäre er kaum so früh aufgestanden und hätte sich allein auf den Weg gemacht.
Sollte das gleiche nicht für uns gelten und für die, die jeden Tag im Krankenhaus mit und für Menschen arbeiten? Ruhe, Abschalten, Kraft tanken, ja und auch beten, insbesondere dann auch, wenn ich sagen kann, um was es mir geht, was mir wichtig ist, wer mir wichtig ist, was mir leicht fällt und was mir nur schwer von der Hand geht. Ich sage es dem anderen, ich sage es Gott. So werden wir auch eine Last los, entlasten wir uns – gegenseitig.
BLICK AUF DAS GANZE
Doch der Alltag holt Jesus wieder ein. Diesmal in der Person des Petrus. Die Sturkopf und Hektiker konnte wieder einmal keine Ruhe geben. Es gibt doch noch so viel zu tun. „Alle suchen dich.“ Auch für viele hier im Haus beginnt jeden Morgen ein neuer Arbeitstag mit seinen Herausforderungen.
Jesus lässt sich anfragen und auffordern, aber dann doch anders als Petrus es sich vorgestellt hat. Obwohl so viel anliegt, so viel zu tun ist, verliert er seinen eigentlichen Auftrag, dass was er den Menschen zu geben hat, nicht aus dem Blick. Er will vom Reich Gottes erzählen, da liegt seine Begabung, sein Charisma, das was er für die Menschen tun kann. Er lässt die Dinge in einem anderen Licht sehen, Dämonen, die unseren Blick trüben uns die Sicht auf die Dinge auf die es ankommt versperren, treibt er aus. Er tut es im Auftrag Gottes.
Andere haben andere Aufgaben und Charismen. Menschen pflegen, Menschen heilen, Menschen begleiten oder dafür sorgen, dass der Betrieb im Krankenhaus gelingen kann. Jeder von uns hat sein Charisma zum Nutzen auch für andere. Für uns alle gilt: Nach Zeiten der Anspannung brauchen wir eine Zeit der Entspannung und das Gespräch und das Gebet und…
Ordensgeistlicher Matthias David