(Predigtgedanken zum 1. Fastensonntag Lk 4:1-13, Dtn 26:4-10, Röm 10:8-13)
ZARTE VERSUCHUNG
Die zarteste Versuchung ist ein Stück – Schokolade. Nein, nicht irgendein Stück – es muss schon die richtige Schokolade sein. Welche? Das darf ich nicht sagen.
Trotzdem gefällt es mir, zart versucht zu werden, wenn ich denn schon versucht werde. Schokolade ist ansonsten auch nicht gefährlich, weder für mich, noch für andere. Bis auf die Kalorien. Die sind aber versteckt und tun nicht weh. Schlimmstenfalls: ein Loch im Gürtel weiter.
Aber wenn wir schon einmal dabei sind: Es gibt Versuchungen, für die ein Loch im Gürtel nicht reicht. Die Spuren hinterlassen, die nicht mehr messbar sind. Die weh tun – und andere in Mitleidenschaft ziehen. Die die ganze Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, verletzen.
Ich denke an das Thema Missbrauch, an traumatische Begegnungen – und an die jungen Menschen, die zu Opfern gemacht wurden, ohne sich wehren zu können oder Gehör gefunden zu haben. Dass es diese Schuld auch anderswo gibt oder gegeben hat, tröstet nicht. Wir müssen von bitteren Versuchungen reden. Auch von der Versuchung, alles in Schweigen zu hüllen.
Die bitterste Versuchung ist, sein und das Leben anderer Menschen zu verspielen. Besonders traurig, weil selbst Nähe und Zuneigung in Untiefen führen können, die der Hölle sehr nahe sind.