DER MÜHSAME WEG ZUM GUTEN MENSCHEN

Predigtgedanken zum 8. Sonntag im Jahreskreis LK 6,39-45

Im Leben gibt es Gutes und Böses nebeneinander. Es gilt das Böse auszusieben. Das Gute muss jedoch erst zur Entfaltung gebracht werden, damit es Früchte bringt.

VON UNRAT UND BALKEN IM AUGE

Erste Lesung und Evangelium konfrontieren uns mit Sprichwörtern und Volksweisheiten. Dabei werden immer Beobachtungen aus der Natur herangezogen, um sie mit Worten und Taten von Menschen zu vergleichen. Erst durch genaues Hinsehen und Hinhören – nicht nur oberflächlich – bestimmen wir, in welcher Beziehung wir zu unseren Mitmenschen stehen. Die erste Lesung, aber auch der dritte Teil der Feldrede geben uns Richtlinien, wie wir dieses Verhältnis zu uns selbst, aber auch zum Nächsten anlegen.

„Im Sieb bleibt, wenn man es schüttelt, der Abfall zurück; so entdeckt man den Unrat eines Menschen in seinem Denken.“ (Sir 27,4). Eine Außenansicht. Parallel dazu: Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?“(Lk 6,41). Eine Innenansicht des eigenen Ichs.

Denken, Sprechen und Handeln sagen sehr viel über den Charakter, über das Verhalten von Menschen aus. Wir werden durch diese Texte mit Bildern aus der rauen Welt des Alltags konfrontiert, die uns auf große Gefahren hinweisen, wie wir Beziehungen leichtsinnig bereits durch blamables sprachliches Verhalten gefährden oder gar zunichte machen. Dadurch wird auch die Ausbreitung des Reiches Gottes in Frage gestellt, weil wir unglaub-würdig sind.

Was ist also gemeint mit dem Bild des Siebs und dem zurückbleibenden Abfall? (siehe 1.Lesung). Wir hören sehr viel und selektieren auch unbewusst, die „Spreu“ bleibt zurück. Beim Sortieren der Äußerungen, Meinungen, Ansichten, die täglich auf uns hernieder prasseln, ist es gar nicht einfach, Positives und Negatives auseinanderzuhalten, um den Wert eines Menschen richtig zu erkennen. Vielleicht tun wir einiges als „Spreu“ ab, was gar nicht Abfall ist. Da geht es um die „Unterscheidung der Geister“ oder, wenn das Bild noch weiter gedacht wird: Befindet sich unter dem Sieb, das doch schon filtert, nicht auch im guten Material mancher Abfall?

Das Evangelium geht von einer persönlichen Perspektive aus, also das, was wir an Verhaltensweisen gegenüber anderen an den Tag legen, somit, was von unserem Inneren tatsächlich ans Tageslicht kommt. Es wird dargestellt im Bild vom Splitter im Auge des Mitmenschen und vom Balken – also von der eigenen Erbärmlichkeit, die mitunter viel himmelschreiender ist, als das Versagen des Nächsten. Wir alle tragen ja so ein Verhalten auch in uns. Da gibt es die berühmte Fingerzeig-Mentalität mit vielleicht sogar spöttischem Hinweis auf die Defizite des anderen, die gar nicht so selten geringer sind als das eigene Versagen.

Was sich zum Balken auswächst, wird sogar namentlich im Evangelium genannt. „Du Heuchler!“(Lk 6,42). Dazu zählt auch die religiöse Heuchelei und die zwielichtige bürgerliche Moral, die Wilhelm Busch (1832-1908) sehr gut in seiner „Frommen Helene“ beleuchtet. In diesem Stück aus dem evangelischen Pfarrhaus ist viel Biographisches enthalten. In Kapitel 54 sagt Onkel Nolte: „Das Gute – dieser Satz steht fest – ist stets das Böse, was man lässt! – Ei, ja!- Da bin ich wirklich froh! Denn Gott sei Dank! Ich bin nicht so!“ Besser kann man Heuchelei nicht erklären. Und weil Faschingssonntag ist, noch ein gefährlicher Rat, auch von Wilhelm Busch: „Es ist ein Brauch von alters her, wer Sorgen hat, hat auch Likör!“

VOM FRUCHTBRINGEN

Im letzten Teil des Evangeliums finden wir das Bild vom Baum mit seinen Früchten. Hier kommt wieder eine Erfahrung aus der Landwirtschaft ins Spiel, die sich gut mit dem menschlichen Verhalten vergleichen lässt. Wer gute Früchte ernten will, Weintrauben, Feigen, Marillen, muss durch persönliche Mitarbeit dazu beitragen. Das zeigen auch die Weinberggleichnisse in der Bibel. Zur jeweiligen Zeit sind entsprechende Maßnahmen nötig, um eine gute Ernte zu bekommen. Da muss etwas weggeschnitten werden, der Boden aufgelockert, manchmal braucht es auch Stützen, dann gibt es auch Zeiten des Nichtstuns, des Beobachtens und Gewähren-Lassens und trotzdem geht Wachstum und Weiterentwicklung vor sich. So ist es auch mit dem Reifen der menschlichen Persönlichkeit: Gute Früchte bringen und was hinderlich ist, eliminieren.

Gute Früchte bringen setzt voraus, fest in Gott verwurzelt zu sein, ein gutes Herz zu haben, aus dem gute Worte und Taten kommen (Lk 6,45).
Die Texte zeigen: Die Nähe eines Menschen kann gesund oder krank machen. Seien wir zueinander liebende Begleiter(innen), geerdete Menschen, denen diese sonntäglichen Lesungen Hilfe anbieten.

ГОСПОДИ, ІСУСЕ ХРИСТЕ, ПОМИЛУЙ НАС ГРІШНИХ!
Молимося разом за Україну!

HERR, JESUS CHRISTUS, HABE UNS SÜNDER BARMHERZIG!
Wir beten gemeinsam für die Ukraine!

Ordenskaplan Matthias David