ENTSCHEIDUNG FÜR CHRISTUS

(Predigtgedanken zum 20. Sonntag im Jahreskreis, Lk 12,49 – 53)

KONSEQUENTE HALTUNG

In der Sowjetunion verlor einst ein Gewerkschafts-Sekretär seinen Posten. Der Grund: Seine Tochter war in ein Kloster eingetreten. Eine Zeitung schilderte die Sitzung des Betriebskomitees, vor dem der Mann sich zu verantworten hatte. Er beteuerte seine Unschuld. Seine Frau habe den Kindern das Beten beigebracht und sie im Glauben erzogen. Das Komitee ließ dies aber nicht gelten. Er sei schuld, habe durch sein unmoralisches Verhalten die Frau und Kinder in die religiöse Verwirrung getrieben. Er bekomme seinen Posten erst wieder, wenn er in der Familie Ordnung geschaffen habe und die Tochter aus dem Kloster zurückgekehrt sei.

Diesen Vorgang kann ich insofern nachvollziehen: Eine Partei, eine Institution, die den Atheismus im Programm hat, darf nicht zulassen, dass in den Familien ihrer führenden Mitglieder die Religion ausgeübt wird.

EINE HARTE BOTSCHAFT

Etwas Ähnliches entdecken wir bei Jesus. „Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen.“ Er bringt nicht Frieden, sondern Spaltung. Durch ihn entzweien sich in den Familien die Eltern und Kinder, Schwiegereltern und Schwiegerkinder.
Das empfinde ich als eine harte Botschaft. Doch ich sehe mich nicht imstande, sie so lange weichzuspülen, bis davon nichts mehr übrig bleibt. Sondern, ich versuche, dem nachzuspüren, warum Jesus so redet, was er damit meint.

Als Jesus wenige Wochen alt war, wurde er in den Tempel gebracht und der greise Simeon weissagte über ihn: „Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden. Und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.“ (Lk 2,34).
Dies hat sich auch bestätigt, als er öffentlich auftrat. Bald war Israel gespalten. Die einen glaubten an ihn, der ihnen das Reich Gottes brachte, sie in die Gemeinschaft mit Gott führte, und die anderen lehnten ihn ab, sahen durch ihn die Religion gefährdet und schlugen ihn ans Kreuz. Ein paar Jahre später wurden die Jünger, die Christen, genauso behandelt. Jakobus war der erste der Apostel, König Herodes ließ ihn köpfen. Und die Stadt, die den Herrn ablehnte, kam zu Fall.

SICH KLAR FÜR CHRISTUS ENTSCHEIDEN

Ich möchte damit nicht sagen, dass uns hier, die wir an Christus glauben, das Gleiche bevorsteht wie den Aposteln. Doch das Eine haben schon viele von Ihnen erlebt: Dass die Kinder in Sachen des Glaubens sich gegen die Eltern stellen. Vielen tut das weh und sie wissen nicht, ob die Kinder, die im Glauben erzogen wurden, jemals wieder zurückkehren werden. Mindestens ist von einer Bewegung hin zur Kirche im Moment gar nichts zu spüren, im Gegenteil.

Was fangen wir mit dieser Situation an? Ich sehe sie als Aufforderung, sich klarer, bewusster für Christus zu entscheiden. Ich vermute, die meisten hier sind von Kindheit an in den christlichen Glauben hineingewachsen, haben das übernommen, was ihnen Eltern, Pfarrer, Religionslehrer beigebracht haben.
Doch ich glaube nur dann wirklich, wenn ich mich frei und persönlich für die Beziehung zu Christus entscheide, wenn ich mich öffne für seine Nähe, wenn ich persönlich mit seiner Gegenwart rechne. Ich glaube nur dann, wenn ich mich regelmäßig im Gebet an ihn wende, wenn ich auf sein Wort höre und das auch umsetze, was er mir sagt.

EIN BISSCHEN GLAUBEN GEHT NICHT

Jesus spricht vom Feuer und er will, dass es brennt. Er meint damit nicht das Feuer des Heiligen Geistes, das Feuer der Begeisterung, sondern das Feuer des Gerichts. Jesus spricht von Spaltung, die sich durch Familien und inzwischen durch die ganze Gesellschaft zieht.
Das ist unser Schicksal, damit müssen wir leben. Ich halte nichts davon, wenn wir die Ansprüche herunterschrauben, uns so anpassen, dass man von uns gar nichts mehr merkt. Dadurch gewinnen wir niemand, im Gegenteil, wir werden überflüssig. In einer Gesellschaft wie der unsrigen, in der es bereits einen aggressiven Atheismus gibt, in der christliche Werte für viele nichts mehr bedeuten, sind wir gefragt:

Es geht darum, sich neu für Christus zu entscheiden, es immer wieder zu tun, jeden Tag Ja sagen zu ihm, zu dem, was er ist und was er für uns will. Da gibt es keine Kompromisse. Ein bisschen glauben geht nicht, so nach dem Motto: Es muss eine höhere Macht geben. Im Prinzip ist das – von Christus aus gesehen – Unglaube. Auf der Straße gibt es zwischen Linksverkehr und Rechtsverkehr auch keinen Kompromiss. Entweder wir fahren alle auf dieser Seite oder auf der anderen. Wer da unentschieden ist, gefährdet sein Leben.

Es wird niemand zum Glauben gezwungen, es wird bei uns jeder Mensch toleriert, der sich für eine andere Lebensgrundlage, einen anderen Lebenssinn entschieden hat. Das ist gut so. Jedoch, wer sich für Christus entschieden hat, soll es bitte ganz tun, soll zu ihm wirklich Ja sagen, soll versuchen, in seinem Sinn zu leben. In anderen Bereichen ist es ähnlich. Wer in einer Firma arbeitet, kann nicht ständig öffentlich darüber schimpfen, was das für ein mieser Laden ist. Wehe, wenn das der Chef erfährt. Wer in einer Gewerkschaft mitarbeitet, darf nicht in seinen Reden die gegenteilige Position beziehen. Er fliegt hinaus.

Bedenken wir dies: Wir stehen vor Gott, dem Herrn. Er öffnet sich in seiner Liebe, wendet sich uns zu. Da kann die Antwort doch nur die sein: Ich mache keine halben Sachen, sondern nur ganze. Ich übergebe mich dir ganz, ich will ganz zu dir gehören. Ich habe Gemeinschaft mit dir und ich zeige dies auch. Jeder darf wissen, auf welcher Seite ich stehe. 

Seneschall Matthias David