SCHICKSALSTRÄCHTIGE METAPHERN
In gewaltigen, eindrucksvollen Bildern versucht der Evangelist auszudrücken, was sich zwischen Gott und dem Menschen ereignen kann und was letztlich unsagbar ist.
Es geht um Licht oder Finsternis, um Verurteilung oder Rettung, um Lebenslüge oder Wahrhaftigkeit, um Glauben und Leben auf der einen, um Nicht-Glauben und Tod auf der anderen Seite.
Schicksalsträchtige Metaphern, die geeignet sind, einem den Schauer über den Rücken zu jagen. Doch im Hintergrund leuchtet das Liebesangebot Gottes: So sehr hat Gott die Welt geliebt…! Nicht zugrunde gehen sollt ihr, sondern leben! Ihr braucht nur zu antworten auf dieses Liebesangebot. Ihr braucht nur dem Licht Raum zu geben.
STELL DICH DEINEN ÄNGSTEN
„Face your fears!“, scheint Johannes zu sagen. Stell dich deinen Ängsten, um daran zu wachsen! Stell dich deinen Lebenslügen, um dein Leben weiter, tiefer, heller, reicher werden zu lassen! Schau, wo du dir etwas vormachst! Welche dunklen Ecken verbirgst du vor dem Licht? Welche Ängste verdunkeln die Lichtquelle, geben ihrer Strahlkraft keine Chance? Stell dich deiner Angst: deiner Angst vor den Mitmenschen, vor dir selber – deinem Mut oder deiner Feigheit -, deiner Angst vor Verantwortung, vor Veränderung, deiner Angst vor Offenheit und Wahrhaftigkeit, vor dem Schicksal, deiner Angst vor dem Leben in Fülle…! Wenn du dem Licht, der Liebe Raum gibst, dann wirst du nicht gerichtet, sondern gerettet.
SICH DEM LIEBESANGEBOT GOTTES STELLEN
Die Verdunklungsgefahr ist groß und allgegenwärtig, auch unter den „Gläubigen“. Berge von Vorurteilen, Sorgen, Ablenkungen, Verpflichtungen, Rücksichtnahmen verstellen das Licht. Und was ist mit denen, die – scheinbar – nie die Chance hatten, an Gott zu glauben? Was heißt das überhaupt: glauben? Wer könnte das beurteilen? Sind nicht die die Glaubenden, die auf der Suche bleiben, sich selbst und ihre Mitmenschen aufrichtig lieben?
„Face your fears“ beginnt die Welt zu erobern: im Sport, in der Mode, in der Werbung. Menschen versuchen, ihre Grenzen auszuloten, zu sprengen. Johannes lädt ein, sich anderen Grenzen zu stellen; gegen die Hoffnungslosigkeit zu hoffen, gegen die Lieblosigkeit zu lieben, sich gegen jede Oberflächlichkeit den Abgründen des Daseins zu stellen und die Antennen auszufahren für das Liebesangebot Gottes, das alle Grenzen sprengt. Schlicht und einfach: das vorhandene Licht nicht am Strahlen zu hindern.
Ordensgeistlicher Matthias David