Heute ist in der evangelischen sowie in der katholischen Westkirche der letzte Sonntag im Jahreskreis, in der evangelischen Kirche Ewigkeitssonntag genannt, durch Kaiser Wilhelm auch als Totensonntag bestimmt, heißt er in der katholischen Kirche Christkönig
„EHRE, WEM EHRE GEBÜHRT.“
„Ehre, wem Ehre gebührt.“
Dieser Ausspruch, diese Redewendung ist vielen sicherlich hinlänglich bekannt.
„Ehre, wem Ehre gebührt.“
Danach werden sich viele verhalten. Verhalten müssen, um nicht anzuecken, verhalten wollen, weil es wichtig und richtig erscheint.
„Ehre, wem Ehre gebührt.“
Wen meinen wir, wenn wir so etwas sagen und denken?
„Ehre, wem Ehre gebührt.“
Ein Ausspruch, eine Redewendung, von der es scheinen mag,
dass sie zum heutigen Festtag passt: „Christkönig“
„Ehre, wem Ehre gebührt.“
Macht diese Redewendung nicht klein und groß? Teilt sie nicht Menschen auf in welche, die zu ehren haben, klein sind, und solche, die Ehre empfangen, groß sind?
Aus dieser Blickrichtung passt sie weder vordergründig noch tatsächlich zum heutigen Festtag „Christkönig“.
„Ehre gebührt dem, der die Ehre gibt.“
Vor einigen Jahren hat der Pastoraltheologe Ottmar Fuchs diesen Satz anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an den Befreiungstheologen Paulo Süss diesen Satz wie folgt abgeändert: „Ehre gebührt dem, der die Ehre gibt.“
Hier bekommt der Satz einen anderen Kick, eine Wendung, die wegführt vom augenscheinlich Großen und Bedeutenden und hinführt zum Menschen, der angesichts mancher geltender Maßstäbe nicht zu den zu Ehrenden zählt.
Paulo Suess hat in der Nachfolge des Zimmermannssohnes aus Nazareth, den wir heute manchmal leichtfertig manchmal voreilig vielleicht unbedacht als Christkönig feiern, in der Nachfolge dieses Wanderpredigers und angesichts des erlebten Leids so vieler Menschen in der Dritten Welt sich ganz auf die Seite der Armen und Entrechteten gestellt.
„Ehre gebührt dem, der die Ehre gibt.“ Paulo Suess hat die Option, die Entscheidung für die Armen, erweitert um die Option, die entschiedene Entscheidung für den Anderen. Weil jemand anders ist, gehört er nicht abgeschoben, in die Ecke gestellt, sondern gerade weil jemand anders ist, bedarf er unserer besonderen Ehre und Achtung.
DER EHRE BERAUBT
Und wie sehr werden Menschen heute ihrer Ehre beraubt, sie fühlen sich als Dreck der Geschichte: So ist es, wenn heute die Kluft zwischen Armen und reichen Ländern immer größer wird, weil die Weltwirtschaft von den reichen Industriestaaten diktiert wird.
Ist es nicht auch so, wenn in der Diskussion um den Standort Deutschland Arbeiter als Kostenfaktoren bezeichnet werden? Sind es nicht mehr die hart arbeitenden Menschen, die ihre Familien versorgen müssen? Und wenn Kostenneutralität für die Wirtschaft gefordert wird, sind dies Einbußen für die arbeitenden Menschen.
Oder wenn Einsparungen im Sozialhaushalt gefordert werden, werden dann nicht gerade wieder Menschen diskriminiert, denen schon jetzt so viel zugemutet wird? Hier denke ich besonders an alleinerziehende Eltern, Rentner, abgeschobene Väter, die Unterhaltsleistungen erbringen müssen und Familienväter, die arbeitslos geworden sind.
Werden Menschen nicht ihrer Ehre beraubt, wenn sie gemieden werden, weil sie anders sind? Weil sie einen Menschen lieben, der das gleiche Geschlecht hat. Weil sie berechtigte gesundheitliche Bedenken gegenüber der allgemeinen Impfhysterie haben? Und tun wir nicht gerade als Kirche und christliche Gemeinde viel dazu bei, dass es so ist?
Wie leben Außenseiter in unserem Land? Wer steht für ihre Menschenrechte ein?
Wenn es um den anderen geht, dem Ehre gebührt, dürfen wir uns auch selber meinen. Keiner ist wie der andere.
IN JESUS GIBT GOTT DEM MENSCHEN EHRE UND WÜRDE
Ehre gebührt dem, der die Ehre gibt. – Steckt in diesem Satz nicht das Wesen und das Wesentliche des heutigen Festtages: In Jesus gibt Gott dem Menschen Ehre und Würde?
Ich bin so viel wert, dass Gott mich meint, dass Gott die Geschichte so lenkt, dass die Kleinen zu Ehre kommen. Ich bin so viel wert, dass Jesus für seine Botschaft vom Reich Gottes, den Tod auf sich nimmt weil sie für die Herrschenden zu gefährlich ist. Ehre gebührt dem, der die Ehre gibt.
Wir feiern Christkönig, weil durch ihn die Kleinen zu Ehre kommen.
Amen.
Ordenskaplan Matthias David