NICHT KNECHT, SONDERN FREUND DES AUFERSTANDENEN

FREUNDE

Ich halte es für eines der schönsten Worte, die Jesus gesagt hat: ,,Nicht Knechte, Freunde nenne euch.“ Jesus nennt uns: Freunde. Jeder von uns ist da angesprochen. Freund – das ist für mich ein kostbares Wort. Ich nenne nicht jeden meinen Freund. Es gibt Kumpel und Kollegen – und es gibt Freunde.

Damit ich jemanden meinen Freund nenne, sind für mich ganz bestimmte Dinge wichtig:

– Sympathie und Zuneigung
Anfangen tut‘ s wohl mit Sympathie und Zuneigung: Ich habe manchen Freund eher zufällig kennengelernt. Man ist ins Gespräch gekommen und hat gemerkt: Wir sind uns sympathisch. Es gibt so etwas wie „Seelenverwandtschaft“. Zwei denken und fühlen in vielem ähnlich. Sie interessieren sich dafür, wer der andere ist und wie er denkt. Sie möchten sich gern tiefer kennenlernen.
Sympathie heißt auch: Ich kann den andern so gut leiden, ich kann auch seine Macken und Fehler aushalten. Wenn das nicht der Fall wäre, dann käme bald die Gleichgültigkeit und dann irgendwann die Antipathie, die Ab-neigung.

– Gemeinsame Unternehmungen
So langsam wächst dann der Wunsch, sich wieder zu treffen, mehr Dinge gemeinsam zu unternehmen. Eine Freundschaft wächst durch gemeinsame Erfahrungen und Erlebnisse. Das trägt und schweißt zusammen. Man erzählt sich dann: „Weißt du noch – damals?“ Und man spürt: „Es ist gut, dass wir uns gefunden haben und zusammen sind.“ Und allmählich wächst noch mehr daraus:

– Vertrauen
Es wächst das Vertrauen zueinander. Ich habe erlebt, dass mich der andere nicht ‚fertigmacht‘, dass er mich nicht sitzen lässt, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Ich habe gemerkt, dass der andere sich an Abmachungen hält, dass er ehrlich ist und nicht hintenherum agiert. Er nutzt mich nicht aus. Ich kann zu ihm Vertrauen haben und ihm alles erzählen.

– Gespräch und Zuhören
Und so ermöglicht das Vertrauen auch das gute Gespräch in einer Freundschaft und das gegenseitige Zuhören. Ein Gespräch, das aufbaut, berät, tröstet, ermutigt, das im Guten zurechtweist oder liebevoll Kritik bringt. Da erfahre ich, dass Freundschaft auf Gegenseitigkeit beruht. Es gibt Zeiten, wo ich mehr gebe, und es gibt Zeiten, wo ich mehr empfange.

All das gehört für mich dazu, damit ich einen anderen Menschen meinen Freund nennen kann.

JESUS NIMMT MICH ALS SEINEN FREUND AN

Und jetzt sagt Jesus: Ich habe dich Freund genannt! Du und ich.
Jesus sagt mir: Du bist mir sympathisch. Ich interessiere mich für dich. Ich kann dich gut leiden. Jesus sagt mir: Ich möchte mit dir zu tun haben, ich möchte mein Leben mit dir er-leben und teilen. Jesus sagt mir: Ich habe zu dir Vertrauen, ich traue dir etwas zu, ich verlasse mich auf dich. Jesus sagt mir: Ich möchte mit dir im Gespräch bleiben, ich möchte dir sagen können, was mich bewegt, und ich möchte erfahren, was dich bewegt.

MEINE ANTWORT?

Er nennt mich Freund. Aber Freundschaft lebt nur, wenn sie auf Gegenseitigkeit beruht, wenn eine Antwort kommt. Sonst ist sie ein-seitig. Damit die Freundschaft zwischen mir und Jesus leben kann, ist es wichtig, dass ich sie erwidere, dass auch ich Jesus meinen Freund nenne. Darum kann ich diese Fragen auch umdrehen: Ist er mir sympathisch? Mag ich ihn? Ist er mir wichtig? Möchte ich mehr mit ihm erleben und unternehmen? Soll er mir im Leben zur Seite gehen? Möchte ich mich auf ihn verlassen können und ihm vertrauen? Und schließlich: Möchte auch ich mit ihm im Gespräch bleiben? Was ihn bewegt, das sagt er mir immer wieder in der Heiligen Schrift, aber auch durch andere Menschen. Möchte auch ich ihm sagen, was mich bewegt – im Gebet?

Jesus nennt mich seinen Freund. Sein Angebot steht. Aus der Erfahrung menschlicher Freundschaft weiß ich, dass das Wort stimmt. „Mit einem Freund an der Hand ist kein Weg zu lang!“ Wie viel mehr muss das erst gelten, wenn ich Jesus zum Freund habe! Bedenken wir, wer Jesus zum Freund hat, der hat Gott zum Freund; denn Gott und Jesus sind eins.

Bedenken wir, was wir Christen für einen wunderbaren Gott haben, der uns Menschen nicht wie Knechte behandelt, sondern wie Freunde. Oft hört man heute, der Glaube wird heute so leicht gemacht. Ich weiß nicht, ob das so leicht ist, dieses Freundschaftsangebot des Herrn anzunehmen und wirklich als sein Freund zu leben. Entscheiden sie selber, was leichter ist, viele Gebote zu erfüllen, oder eine Freundschaft lebendig zu leben. Und darauf kommt es Christus an: „Nicht mehr Knechte nenne ich euch, Freunde habe ich euch genannt.“

Ordensgeistlicher Matthias David