(Predigtgedanken zum 3. Ostersonntag Lk 24:13-35)
ESSEN WILL GELERNT SEIN
Fastfood gehört nun mal zu unserem Leben – das kann man schön finden oder bedauern. Es kann einen abstoßen oder einem das Magenknurren auslösen: In jedem Fall aber gehören auch bei uns die Ketten wie McDonalds & Co zur sichtbaren Kulisse am Straßenrand. Aufgrund dieser sich immer weiter ausbreitenden Fastfood-Kultur wird es ständig schwieriger, ein rechtes Verständnis vom Mahlhalten zu vermitteln: nicht nur als Nahrungsaufnahme, sondern auch als einem sozialen Ereignis. Dabei spielen dann nicht nur die Lebensmittel eine Rolle, sondern mindestens genauso auch die Atmosphäre bei Tisch wie auch die Begegnungen unter den Mahlhaltenden.
Die Folgen sind das tägliche Geschäft von Ernährungsberatern. Aber auch für uns Christen, die im eucharistischen Mahl nicht zu allererst eine Nahrungsaufnahme erkennen, sondern eine Gottesbegegnung feiern, sind diese Veränderungen der Essensgewohnheiten eine Herausforderung. Umso sensibler sollen uns die vielen Mahlgeschichten werden lassen, die uns die Verkündigung der Heiligen Schriften zu Ohren führt. Angesichts dessen ist es eben auch eine Herausforderung, jene Mähler, die uns von Jesus vorgesetzt werden, in ihrer Herrlichkeit und Fülle zu deuten als Zeichen der Zuwendung Gottes, als Labsal, als Grundlage fürs Leben
‚EVENTGASTRONOMIE‘ DER SPEZIELLEN ART
Heute hören wir eine jener Mahlgeschichten, die die Osterverkündigung so dominieren. Einen ersten Höhepunkt der Mahlgemeinschaften Jesu hat es im Abendmahlssaal in Jerusalem gegeben – nach seiner Auferstehung nährt Jesus seine Freunde nun immer wieder: Wir denken an die zwei Jünger in Emmaus, an das Mahl zum Beweis, dass er kein Geist ist – und nun heute am See von Genezareth. Und – es ist ja weniger ein Mahl, das Jesus den Freunden vorsetzt: eher ein Imbiss. Aber darauf kommt es eben nicht an, sondern vielmehr auf all jenes, was in dieser Situation mitschwingt. Und das ist nichts weniger als ein Heilsereignis. Und der Evangelist komponiert seine Aussageabsicht aus verschiedenen Elementen zusammen zu einer faszinierenden und berührenden Geschichte – Johannes mutet zudem seiner Zuhörerschaft eine reichhaltige Fülle an Bildern zu.
OHNE IHN GEHT NICHTS
Das sind die Fischer, die nach dem Tod Jesu wieder zu ihrem Handwerk geschritten sind, aber nicht zurecht kommen: Der Fang will nicht gelingen. In der Begegnung mit dem Auferstandenen wird alles gut. Das Werk gelingt. Wir hörten, dass der erfolgreiche Fischfang aus 153 Fischen besteht – mit dieser Zahl lässt sich hervorragend spielen: Sowohl in der Literatur wie auch an verschiedenen Stellen im Internet wird auf ihre arithmetischen Besonderheiten verwiesen – am Ende steht immer eine Erkenntnis: Sie ist als Zahl der Fülle und Vollkommenheit anzusehen. Bedenken wir die Berufung der Jünger zu Menschenfischern mit, wie sie der Evangelist Lukas überliefert, dann wird die Fülle der Fische zur großen Gemeinschaft für Christus – Petrus und die Jünger haben ihr Werk getan. Gelungen ist das aber nur durch die Hilfe des Herrn: Wenn Christus in den Blick gerät, gelingt das Werk – und wenn er verloren geht, geht gar nichts.
AM ENDE IST DER TISCH REICH GEDECKT
Und als alles vollbracht ist, hält der Auferstandene für sie parat, was er ihnen immer schon gereicht hat: eine Stärkung aus seiner Hand – Brot und Fisch. Überdeutlich macht uns der Evangelist klar: Wenn Menschen – zuerst mal jene in der Nachfolge der Apostel, aber auch alle anderen – sich dafür einsetzen, dass Menschen ‚gefischt‘ werden für Christus, dann geht das nicht aus sich heraus, sondern immer nur mit dem Wirken des Auferstandenen. Und die Wirkung des Auferstandenen geht aus von der Gemeinschaft des Mahles, zu der er selbst lädt, zu der er selbst den Tisch deckt.
Dieses Zeichen müssen wir im Blick behalten und wahrnehmen – auch wenn es vielleicht unscheinbar daher kommt. Es ist eben kein nährstoffloses Fastfood, weil im kleinen Brot sich die ganze Wirklichkeit und das Wesen der Nachfolgegemeinschaft Jesu erschließt. Wenn das Schiff der Kirche einfach drauf los paddelt, wird es ihm ergehen wie dem tatendurstigen Petrus, der einfach los fischt: Nichts geht. Wenn nicht Ausschau gehalten wird, an welchem Ufer uns der Auferstandene erwartet, wenn wir uns nicht stärken lassen mit den Gaben, die er uns reicht, sondern unsere eigenen Brötchen backen, werden wir als Christen mitten in dieser Welt eigenbrötlerisch und sonderbar – dann fallen wir durch alle Netze und versinken im Meer des Lebens dieser Welt.
Wenn wir – auch als Kirche – unsere Wege gehen – bescheiden, zurückhaltend, brauchen wir keine Sorge zu haben, dass unser Werk nicht gelingt. Selbst in Zeiten der von Hunger und Durst nach mehr an Leben, haben wir immer die Einladung im Ohr: Kommt und esst!
Seneschall Matthias David