Pfingstfestgrüße 2022

Die Feuer des Auferstandenen    von Peter Bucher

Wenn dir ein Licht aufgeht, sag nicht:  Das ist der Heilige Geist.

Wenn in dir Feuer brennt, sag nicht:  Das ist der Heilige Geist.

Wenn dir die Ohren brausen vor Glück, sag nicht:  Das ist der Heilige Geist.

Wenn dein Gesicht hell wird, damit andere sehen.

Wenn dein Feuer andere wärmt. Wenn deine Ohren brausen von der guten Nachricht, die andere froh macht, dann kannst du sagen:  DAS IST DER HEILIGE GEIST.

Liebe Ordensschwestern, liebe Ordensbrüder, liebe Postulantinnen, liebe Postulanten, 

liebe Freunde und Förderer unseres Ordens, 

liebe Ordensgeschwister,

nachstehend einige Gedanken zum Pfingstfest.

Pfingsten

von Herrn Diakon Andreas Klein, Pfarrverband Haag-Kirchdorf (2021)

Neben den großen Festen Ostern und Weihnachten scheint Pfingsten kaum eine Bedeutung zu haben. Pfingsten ist nicht so vom Geschenkcharakter geprägt wie Ostern und Weihnachten. Und doch gibt es viele Menschen, die sich auch an Pfingsten etwas schenken – nämlich Urlaub, der im letzten Jahr nicht wie gewohnt genommen werden konnte; ob sich das in diesem Jahr umsetzen läßt, scheint noch unsicher zu sein.

Was ist dann eigentlich das Besondere an Pfingsten?

In den biblischen Texten ist vom Heiligen Geist die Rede, der sich auf eine eigenartige Art und Weise bemerkbar macht und der in verschiedenen Bildern beschrieben wird. So ist in der Apostelgeschichte von einem heftigen Sturm die Rede, von Zungen, die sich wie Feuer verteilten und daß Menschen unterschiedlicher Herkunft sich sprachlich verstanden. Das versetzte die Menschen in Staunen.

Ist ein solches Ereignis nicht etwas Beeindruckendes? Immer dann, wenn Gottes Geist wirkt, wenn seine Kraft wie ein Vogel brütet, wenn er sich niederläßt und wirkt, dann wird etwas Neues geboren. Dann entsteht neues Leben: Schöpfung – Menschwerdung – Kirchengeburt. Das Niederkommen und Wirken des Geistes verändert die Gegenwart und öffnet eine neue Zukunft. Nichts bleibt, wie es war. Alles wird neu, wird anders, wird lebendig. Menschen verändern sich, werden mutig, verlassen ihre Häuser und machen sich auf den Weg.  Die Apostel öffnen die Türen, die sie aus Angst verschlossen hatten. Die Kraft des Geistes zieht in die Weite, in die Lebendigkeit. Wo Gottes Geist wirkt, wird Neues.

Heute feiern wir den Geburtstag der Kirche. Aus einem kleinen Häufchen ängstlicher Menschen wird eine welt-umspannende Kirche. Männer und Frauen, die sich nach dem Tode Jesu ängstlich eingeschlossen hatten und hinter verschlossenen Türen beteten, die für sich waren, reißen die Türen auf und gehen auf die Straße. Und fromme Männer – und sicher auch Frauen und Kinder – „aus allen Völkern unter dem Himmel“ verstehen, was sie sagen. Die Sprache der Bibel braucht keine Landessprache. Die Sprache Jesu und von seinem Geist Begeisterte können alle Menschen verstehen. Dabei kommt es nicht auf Worte an. Die gute Nachricht breitet sich über die ganze Erde aus. Auf alle Kontinente dringt sie vor – leider  nicht immer mit den Mitteln der Liebe. Wo Gottes Geist wirkt, wo seine Kraft wirkt, da wird Kirche geboren. Herzlichen Glückwunsch, Kirche! Herzlichen Glückwunsch uns allen! Wir dürfen feiern, weil ein kleiner zaghafter Beginn nicht totzukriegen war; weil die Kirche über 2000 Jahre trotz vieler Tiefen und Höhen lebendig geblieben ist. Wo Gottes Geist wirkt, wird Kirche. Immer neu und immer anders. Lebendig.

Der letzte macht das Licht aus?

Können wir, kann Kirche heute Geburtstag feiern? Müssen wir nicht eher einladen zu einem Requiem? Das war’s. Der Letzte macht das Licht aus!? Kirchen werden geschlossen und verkauft. Disko in St. Marien. Salatbar in St. Elisabeth. „Meine“ Kirche wird zugemacht, aber in die Nachbarkirche gehe ich nicht! Vom Ausverkauf der Kirche ist die Rede. Sinkende Kirchenbesucherzahlen, Rückgang der Taufen und Trauungen, viele Beerdigungen, vielerorts überalterte Gemeinden. Wie sollen wir da noch Geburtstag feiern?

Schauen wir heute auf den kleinen und scheinbar unbedeutenden Anfang zurück. Zur Kirche hat immer eine kleine Schar gehört, die an Christus glauben. Wenige Männer und Frauen wußten um die lebendige Kraft, die von Christus ausgeht. Sie haben sich zusammengeschlossen – und sie haben gebetet. Sie haben den Geist, die Kraft Gottes in ihre Mitte gebeten und gebetet: „Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein!“

Den Männern und Frauen in Jerusalem wird Mut geschenkt. Sie öffnen die Türen und verlassen ihr Haus. Was wäre, wenn wir das auch täten? Sind wir nicht immer noch eingeschlossen, versteckt hinter unserer Kirchenwand? Gottes Geist ist lebendig. Die Kraft seines Geistes ruft ins Weite.

Ein Sprichwort aus China sagt: Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen. Pfingsten, die Kraft des Geistes, lädt uns ein und fordert uns heraus, Windmühlen zu bauen. Wo Gottes Geist wirkt, wird Weite. Wo wir uns seiner Kraft aussetzen und sie in uns einlassen, wo wir unsere Flügel in den Wind des Geistes halten – da wird Weite, da wird Kirche lebendig, da kann sie Geburtstag feiern. 

Herzlichen Glückwunsch!

Die Stille ist nicht auf den Gipfeln der Berge, 

der Lärm ist nicht auf den Märkten der Städte; 

beides ist in den Herzen der Menschen.

aus Indien

Euch liebe Ordensgeschwister und Euren Familien ein frohes Pfingstfest und Gottes reichen Segen.

Mit templerischen / ordensbürderlichen Grüßen

Euer südlichster Ordensbruder Klaus – Komtur – Komturei Johanna-von-Orléans