VERBUNDEN MIT DEM GUTEN HIRTEN

Predigtgedanken zum 4. Sonntag der Osterzeit (Joh 10:27 – 30)

SKEPSIS GEGENÜBER FÜHRERN

Navis sind eine praktische Einrichtung. Sie führen einen Autolenker auch in Gegenden, in denen er sich nicht auskennt, an das gewünschte Ziel; meistens. Mittlerweile weiß jeder Navi-Besitzer, dass diese technischen Dinger auch ihre Tücken haben und vertraut ihm nur mit Vorbehalt. Meines z. B. mahnt mich seit einigen Wochen: „Beachten Sie die Höchstgeschwindigkeit“, obwohl ich mich an dieser Stelle genau an die Geschwindigkeitsbegrenzung halte. Es weiß allerdings noch nicht, dass an dieser Stelle die Regelung endlich den verbesserten Straßenverhältnissen angepasst wurde.

Von wem wir uns leiten lassen, ist in verschiedenen Lebensbereichen höchst unterschiedlich. Eine gewisse Skepsis und Vorsicht ist jedoch immer angebracht. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, soll ein gewisser Lenin als Regel ausgegeben haben.

Was aber, wenn die vorgesehenen Kontrollen versagen? Wir haben dies erst vor einiger Zeit weltweit im Finanzsystem erlebt. Politische Systeme neigen dazu, Kontrollen auszuschalten oder zu umgehen. Die Erschütterung des Vertrauens in kirchliche Einrichtungen, die wir in den vergangenen Monaten erlebt haben, wird noch lange nachwirken. Die Ursache kann auch hier im Versagen der notwendigen Kontrollen angesehen werden.

EWIGES LEBEN

Im Evangelium vom Guten Hirten lädt Jesus ein, auf seine Stimme zu hören und ihm zu folgen. Wer ihm folge – so sichert er seinen Hörern zu – werde ewiges Leben haben und niemals zugrunde gehen. Als Garant dieser Verheißung führt er Gott selbst an, seinen, Vater, mit dem er sich eins weiß und in dessen Namen er spricht.

Diese Aufforderung begegnet uns in einer Zeit, in der sich kritisch denkende Zeitgenossen besonders schwer tun, religiösen Führern zu trauen. Bringen nicht gerade in unserer Zeit religiös motivierte Kämpfe in vielen Teilen der Welt grauenhaftes Unglück über unzählige Menschen. Versprechen nicht alle Religionen in irgend einer Form ewiges Leben? Müssen wir da nicht besonders vorsichtig sein? Handeln nicht jene klüger, die sich ihren religiösen Weg selbst suchen und von religiösen Führern lossagen?

Was bewegt uns Christen, trotz allem der Stimme des Guten Hirten zu folgen und an Jesus zu glauben? Schafe gelten zwar als treuherzig aber leider auch als dumm. Was können wir tun, dass wir schluss-endlich nicht für dumm verkauft werden? Was können wir vom Bild des Guten Hirten heute noch lernen?

WEH DEM, DER ALLEIN GEHT!

Die wohl wichtigste Botschaft des Bildes vom Guten Hirten ist die Warnung: „Weh dem, der allein geht!“ Wer allein und ohne Rückhalt einer größeren Gruppe seinen Weg geht, läuft Gefahr, in „der freien Wildbahn“ unterzugehen. Das gilt auch für unsere gegenwärtige Gesellschaft und auch für unser Verhältnis zur Religion. Allein und ungeschützt werden wir zum Spielball der unterschiedlichsten Kräfte, wirtschaftlich, politisch, ideologisch. Es wäre vermessen zu glauben, einer allein könnte aus eigenen Kräften sich gegenüber den vielfältigen Interessen auf Dauer behaupten.

Aber was können wir tun, dass wir nicht falschen Hirten aufsitzen? Der Weg aus diesem Dilemma, den uns Jesus aufzeigt, ist das Aufbauen eines ganz persönlichen Vertrauensverhältnisses zu ihm, den Guten Hirten.

MIT CHRISTUS IN VERBINDUNG BLEIBEN

Manche Leser der Heiligen Schriften irritiert, dass im Johannesevangelium Jesus nach seiner Auferstehung Petrus noch einmal auffordert, ihm nachzufolgen.
Diese zweite Aufforderung zur Nachfolge hat eine besondere Qualität. Die erste Einladung zur Nachfolge, die Jesus ausgesprochen hat, könnte auch rein menschliche verstanden werden. Auch andere religiöse Führer versuchen, Anhänger zu gewinnen und die Menschen zu überzeugen, dass der von ihnen gepredigte Weg der bessere ist.

Wenn Jedoch der Auferstandene mit der vertrauten Stimme ruft, dann ist seine Rede vom Ewigen Leben vor allem deshalb glaubwürdig, da er selbst durch den Tod hindurchgegangen ist und sich als der wahrhaft Lebendige erwiesen hat.

Glaubwürdig ist die Stimme Jesu jedoch nur für den, der mit ihm vertraut geworden ist. Dieses Vertrauen muss jedoch erst wachsen. Deshalb pflegen wir unsere Beziehung zum Guten Hirten, indem wir nicht müde werden, ihn besser kennen zu lernen und mit ihm in Verbindung zu bleiben.

Seneschall Matthias David