(Predigtgedanken z. 25. So. i. Jkr. / 13. So. n. Trinitatis ; Lk 16:1-13, Am 8:4-7, 1 Tim 2:1-8)i
VORAUSSICHT
Im Wirtschaftsteil der Zeitungen lese ich in den letzten Wochen immer wieder über den drohenden Facharbeitermangel. Dieser soll eine große Gefährdung für einen möglichen wirtschaftlichen Aufschwung sein. Es werden Stimmen laut, die beklagen, dass in früheren Jahren zu wenig ausgebildet wurde. Jetzt wird die Wirtschaft angemahnt, Jugendliche auszubilden. Zum einem, damit genügend Fachkräfte zur Verfügung stünden, zum anderen, damit jungen Menschen eine Lebensperspektive geboten wird. Andererseits sind doch Fachkräfte scharenweise eingereist?!
KLUGHEIT
Worauf es mir ankommt ist: Voraussicht. Voraussicht und Klugheit im Blick auf die Zukunft. Dieses ist sehr wichtig. Im Hinblick auf die Altersversorgung unserer Generation ist Voraussicht wichtig, damit nicht zu viele Menschen am Ende ihres Lebens in Not leben müssen. Wir spüren: Voraussicht ist wichtig auch in vielen Bereichen des persönlichen Lebens. Wer ein wenig vorgesorgt hat, der kann nicht so tief fallen.
Ich glaube es ist eben diese Klugheit, diese Voraussicht, die Jesus beim Verwalter in seiner Geschichte lobt. Manchmal spricht eine Geschichte mehr dadurch, was sie nicht sagen möchte. Damit wird das, was gesagt werden soll, noch mehr hervorgehoben. So fordert Jesus keineswegs auf, ein Betrüger oder Gauner zu werden. Dazu steht Jesus zu sehr in seinem jüdischen Glauben. Als Jude kannte er den Propheten Amos. Dieser prangert Gaunereien, Unehrlichkeiten, Ungerechtigkeiten und Wirtschaften auf Kosten der Armen scharf an. Vor Gott sind derartige Verhaltensweisen nicht zu rechtfertigen.
Warum erzählt Jesus ein derartiges Schelmenstück? Vielleicht hat er das mit einer gewissen Freude erzählt. Ich empfinde manchmal auch eine gewisse Freude über Gaunereien. Doch muss sich diese Freude in Grenzen halten.
ENTSCHLOSSENHEIT
Schauen wir uns einmal an, warum dieser Verwalter klug ist. Er weiß, dass er entlassen wird. So macht er sich Sorge. Wie geht es weiter, wenn meine Zeit beim reichen Mann ein Ende hat? Mit ungerechten Mitteln verschafft er sich Freunde. Der ungerechte Verwalter sorgt vor für die Zeit nach dem Ende seiner Tätigkeit. Was mir auffällt ist seine Entschlossenheit. Da wird nicht lange überlegt, sondern gehandelt. Die Zeit ist zu kurz, um hin und her zu überlegen.
Der ungerechte Verwalter ist jetzt ganz bestimmt bei dem Gedanken, bei anderen Menschen unterzukommen. Die Rechnung scheint aufzugehen.
VORAUSSCHAUEND, KLUG UND ENTSCHLOSSEN GUTES TUN
Ja, es ist diese Voraussicht, diese Entschlossenheit, die wir Christen heute von diesem Verwalter lernen können. Jesus möchte, dass wir entschiedene Christen sind, die in ihrem Verhalten, in ihrem Denken, Reden und Handeln von der frohen Botschaft und von ihrem letzten Ziel, einmal bei Gott zu leben, bestimmt sind. Wir können entschiedene Christen werden, bei denen der Glaube alle
Lebensbereiche durchdringt. So sorgen wir nicht nur für die Zeit vor, die nach diesem Leben kommt. Wir verwirklichen bereits jetzt das, was einmal unser Ziel
ist: das Reich Gottes mitten unter uns.
Durch die Worte Jesu, durch das Lebensbeispiel vieler Männer und Frauen sind uns viele Möglichkeiten aufgezeigt. Eine Möglichkeit ist: Gutes tun, wo man kann. So wie der Verwalter sich Freunde verschafft, indem er die Schulden anderer mindert, also auf seine Weise Gutes tut, so kann ich nach Möglichkeiten schauen, meinen Mitmenschen Gutes zu tun. Worin liegt denn der Sinn des Lebens. Das Hauptgebot ist: Du sollst Gott und den Nächsten lieben lernen wie dich selbst. Liebe wird nur konkret in Taten der Liebe, nicht in Worten. So kann ich versuchen, so gut und so weit wie ich kann, mit anderen meinen Reichtum zu teilen. Gutes tun kann ich aber nicht nur materiell sein. Der Besuch bei einem kranken Menschen, bei einem Menschen, der in irgendeiner Not ist, ein ehrliches Wort der Verzeihung, das alles kann ein Weg sein, sich Freunde zu machen.
Hier kommen mir die leiblichen und die geistigen Werke der Barmherzigkeit in den Sinn. Hungrige speisen, Durstige tränken, Nackte bekleiden, Fremde beherbergen, Gefangene erlösen, Kranke besuchen, Tote begraben. Jeder hat die Möglichkeit, das eine oder andere in seinem Leben in die Tat umzusetzen.
Doch auch die geistigen Werke der Barmherzigkeit sind eine gute Chance.
Sünder zurechtweisen, Unwissende lehren, Zweifelnden recht raten, Betrübte trösten, Lästige geduldig ertragen, denen, die uns beleidigen, gerne verzeihen, für Lebende und Tote beten.
Wären diese Werke nicht eine Möglichkeit, sich Freunde zu schaffen? Wir müssen einfach versuchen, unseren Glauben auch in das Leben zu übersetzen.
ERFINDERISCH SEIN IM GUTEN
Wenn wir von der Klugheit und der Voraussicht des ungerechten Verwalters lernen und uns diese zu eigen machen, ja sie anwenden auf unseren christlichen Glauben, dann können wir sehr erfinderisch werden. Wir können erfinderisch sein im Guten, erfinderisch und geschickt, Gottes Reich in diesem Leben zu bauen. Das können gut ausgedachte Programme sein, aber ebenso schon einfache Taten. Vielleicht machen wir zu sehr den Fehler, uns mit Mittelmaß zu begnügen, wenn es darum geht, das Gute zu verwirklichen. Manchmal bin ich erstaunt darüber, wie erfinderisch die Menschen sind, wenn es darum geht, das Böse zu verwirklichen.
… UND ZUVERLÄSSIG
Jesus möchte, dass wir klug sind wie der ungerechte Verwalter. Einen weiteren Schlüssel haben wir bekommen in den Worten, die im Anschluss an dieser Geschichte zu finden sind. Es ist die Zuverlässigkeit in den kleinen Dingen, im Umgang mit fremdem Gut, mit ungerechtem Reichtum.
Es sind nicht allein die großen Taten, sondern auch die Treue und die Verlässlichkeit im Kleinen. Es sind nicht die großen Entschlüsse, die unsere Gesinnung zeigen, nein es ist, ob wir gewissenhaft unsere Aufgaben erfüllen.
Um bei mir als Priester zu bleiben. Es sind nicht die großen Worte, die wohlfeilen Predigten, es ist die Bereitschaft für die Menschen einer Gemeinschaft da zu sein.
Bei Eltern kommt es nicht auf die Summe des Taschengeldes an, sondern auf die Zeit, die man sich für die Kinder nimmt.
Eheleute pflegen ihre eheliche Liebe auch eher in den kleinen Gesten, als in teuren Geschenken.
Alles, auch das, was noch so alltäglich erscheint, noch so banal, kann ein Ausdruck meines Glaubens sein. Nicht umsonst hat der heilige Benedikt von seinen Mönchen gefordert, das Klostergut wie Altargut zu behandeln. Ich kann das noch alltäglicher ausdrücken: wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert. Das kleine und das unscheinbare sind genauso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger als das große. Gerade in den kleinen Gesten kann ich also – und dazu macht mir Jesus Mut – meinen Glauben leben, kann ich entschieden zeigen, dass ich zu Jesus gehöre.
Wenn Jesus uns am Ende der Geschichte sagt: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihres gleichen klüger als die Kinder des Lichtes, dann sagt er uns: schaut, auf welches Ziel ihr als Christen lebt. Schaut darauf, wie andere ihre Ziele verfolgen und erreichen. Davon könnt ihr lernen, für euren Glauben. Jeder kann das Ziel des Lebens erreichen.
Amen.
Seneschall Matthias David