WER/WAS KANN UNS RETTEN?

(Predigtgedanken zum 33. So. i. Jkr. / vorletzten So. i. Kirchenjahr; Mk 24 – 32, Dan 12:1-3, Hebr 10:11 – 14, 18).                                                                                      

Am Ende des Kirchenjahres lenkt die Liturgie unsere Aufmerksamkeit auf das Ende. Alles hat ein Ende, auch Schrecken und Not. Der Glaube an die Anwesenheit Gottes auch in der Not gibt uns Hoffnung und Kraft in Zeiten des Schreckens und der Not.

SCHRECKEN MIT GUTEM ENDE

In Westernfilmen – etwa mit John Wayne in der Hauptrolle – kommt es als Thema immer wieder vor: Ein Dorf oder eine einzelne Farm sehen sich Schrecken ausgesetzt. Sie werden bedroht durch Banditen oder Indianer. Und da tritt der Retter in Aktion. Ein einsamer – oft auch innerlich gebrochener – Mensch hilft. Er macht das Leben für die Menschen wieder sicher und gedeihlich. Und dann reitet er weiter. Als Zuschauer haben wir einen Vorteil: Wir ahnen schon vorher das Ende. Nach 90 Minuten ist alles wieder gut, auch wenn es einige Opfer gekostet hat.

Das Evangelium des 33. Sonntags im Jahreskreis ist da ähnlich und doch anders. Auch da geht es um das Kommen des Retters: „Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen.“ (Mk 13,26).                          Gott verlässt seine Schöpfung nicht. Er vollendet sie. Die Frage ist nur: Wann?

SCHRECKEN RINGSUM – AUCH HEUTE

Wann hat es ein Ende mit all dem Schrecken? Es gibt manche Menschen, die unsere Zeit mit ihren Unglücken und Naturkatastrophen für den Beginn der Endzeit halten. Sie haben oft auch die passenden Stellen aus der Offenbarung des Johannes parat. Ich gebe ihnen nicht Recht. Aber so einfach von der Hand zu weisen ist es nicht. Und wenn jemand aus meinem Bekanntenkreis zu den Opfern der Überschwemmungsopfer von Valencia gehört hätte, wäre ich auch viel betroffener als jetzt. Dann wäre die Rede vom Ende der Tage eine mögliche Erklärung. Diese Alternative tut erst einmal gut.

Wann gibt es ein Ende der Schrecken? Ich wünsche mir eine Antwort für diese oder jene Familie, den diesen oder jenen Menschen. Für manche folgt Unglück auf Unglück. Kaum haben diese Menschen den Kopf ein klein wenig gehoben, geht es schon wieder los. Hilft es da, zu sagen: „Aber einmal wird Christus kommen und dann wird alles gut!?“

ENDE MIT SCHRECKEN UND ENDE DER NOT

Auf der anderen Seite: Wir sind gerade etwas mehr als 100 Jahre vom Ende des 1. Weltkriegs entfernt. Damals das Ende einer Katastrophe, die sich niemand vorher vorstellen konnte. Es gab einen Aufbruch. Es gab eine Zeit des Zusammenstehens. Es gab Hoffnung auf Frieden. Sicher: bewahrt haben wir diesen Frieden nicht. Alle Zerstörung wurde überboten im 2. Weltkrieg. Auch davon haben wir uns Gott sei Dank erholt. Wir haben in den Care-Paketen die ausgestreckte Hand erlebt. Wir haben erlebt, dass andere Völker nach und nach wieder mit Deutschland Kontakt aufgenommen haben. Sind all dies nicht kleine Zeichen der Rettung und der gewendeten Not?

Wann ist das Ende der Not da? Die frühe Kirche hat mit einem viel früheren Ende gerechnet. Der Vers am Ende des Evangeliums deutet es noch an: „Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft.“ (Mk 13,30). Das Vertrauen auf das baldige Wiederkommen Jesu war so groß, dass diese Passage von einem zum anderen weitergesagt wurde: „Der Herr glaubte, dass es bald und schnell geschieht. Ein wenig Zeit ist vergangen, aber lange wird es nicht mehr dauern können.“ Das ist nun im Jahr 2024 überholt. Schnell kam es nicht, und die Stunde ist noch nicht gekommen.

Stellen Sie sich vor, wir würden aus dem heutigen Text ein biblisches Spiel machen. Wir bräuchten die verschiedenen Mitspieler für die verschiedenen Rollen. Was würde Ihre Rolle sein?
Sind Sie verängstigt und pessimistisch und nennen uns alle Punkte des Untergangs und des Leids? Oder sind Sie daueroptimistisch und finden in all den Katastrophenmeldungen auch Meldungen, die von der Anwesenheit Gottes unter uns sprechen? Sind Sie wie die Westernhelden die wichtige Stütze in der Not, der Mensch, der weiß, wie sich Leid anfühlt aber auch weiß, wie da herauszukommen ist?

LICHTER DER HOFFNUNG

Nicht einmal drei Wochen ist es her, dass viele an Allerheiligen oder Allerseelen an die Gräber gegangen sind und ein Licht entzündet haben. Wir sind es gewohnt, dabei noch einmal des Menschen zu gedenken, der in diesem Grab liegt. Wir denken an das Wertvolle dieses Menschen. Wir denken an die Spuren in unserem Leben und in unserem Herzen, die dieser Mensch hinterlassen hat. Dafür zünden wir ein Licht an. Und oft sprechen wir ein Gebet.
Am Abend dieser Tage, wenn es ganz dunkel geworden ist, sind unsere Friedhöfe ein richtiges Lichtermeer. Es ist damit aber auch ein Zeichen, dass wir immer wieder Segensreiches erlebt haben. Und es ist ein Zeichen, dass wir auf Gottes Nähe vertrauen. Denn deshalb haben wir ja gebetet. Er soll es hören. – Und ich glaube: Er hat es gehört.

Seneschall Matthias David