(Predigtgedanken zum Fest der Taufe des Herrn / 1. So.n.Epiphanias; Lk 3:15-16, 21-22; Jes 40:1-5.9-11; Apg10:34-38)
Jesus lässt sich von der Predigt des Täufers Johannes ansprechen. Nach dessen Mord tritt er in seine Fußstapfen und führt weiter, was Johannes begonnen hat. In der Taufe zeigt sich, wes Geistes Kind er ist. In der Taufe wurden auch wir Kinder Gottes und mit dem Heiligen Geist beschenkt. An uns liegt es, wie weit wir uns von ihm prägen lassen.
WIE KINDER LERNEN
Manche Eltern sind entsetzt, wenn ihr Nachwuchs plötzlich Unwörter benutzt, die sie nie und nimmer in der eigenen Familie erlernt haben können. Woher haben sie das? Vom Kindergarten? Vom Spielplatz? Von Eingewanderten? Manches erlernen Kinder schneller, als den Eltern lieb ist, indem sie andere nachahmen. Überrascht sind sie aber auch, wenn Kinder sich von Papa oder Mama etwas abschauen, was sie besser nicht mitbekommen hätten. Kinder sind lernfähig und nehmen auch beiläufig etwas auf.
Aber auch Erwachsene sind für Überraschungen gut. In Diskussionen zeigt sich manchmal, aus welchen Quellen sie ihre Argumente beziehen oder was sie vom Stammtisch mitgenommen haben, wes Geistes Kind sie sind.
Woher beziehen wir unsere Informationen? Nicht alle haben wir uns mühsam angeeignet. Manches haben wir im Vorübergehen aufgeschnappt. Noch vor 20 Jahren wurden alle vom gleichen öffentlichen Rundfunk und Fernsehen mit Informationen versorgt. Oft wurde unserer Meinungsbildung ein wenig nachgeholfen. Mittlerweile sind der öffentliche Rundfunk sowie große Teile der Presse zum Staatsfunk mutiert und transportieren nur noch eine Meinung. Inzwischen kann man sich aber auf dem freien Markt der Medien selbst bedienen. Wie unabhängig sind jedoch „unabhängige Medien“ wirklich? Ihre Geldgeber wollen mitreden, Stimmung und Meinung machen. Und auch Abonnenten bezahlen nur für das, was sie gerne lesen, hören oder sehen wollen. Die Sozialen Medien wie Facebook und Twitter agieren sehr oft in sog. Blasen, d.h. hier tauschen Menschen ihre Meinung mit Menschen aus, die ähnlich denken wie sie selbst. Ein gesunder Menschenverstand hilft bei der Sortierung zwischen Müll und tatsächlicher Information.
Bei aller Informationsfreiheit erhebt sich die nicht unwichtige Frage: Von wem lassen wir uns bilden? Von wem werden wir geistig geformt? Wes Geistes Kinder sind wir?
VON JOHANNES INSPIRIERT
Der Bericht von der Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer ist eine schöne Geschichte. Spannend wird er aber erst, wenn wir den Hintergrund beachten. Johannes predigt Umkehr und fordert seine „follower“ auf, sich als Zeichen der Umkehr taufen zu lassen und so symbolisch das alte Fehlverhalten vom Wasser des Jordan abwaschen zu lassen. Er wird so zum Frontmann einer religiösen Erneuerungsbewegung. Immer mehr eckt er an. Als er sogar König Herodes wegen seines Verhältnisses zur Frau seines Bruders anprangert, lässt dieser ihn ins Gefängnis werfen.
Auch Jesus interessiert sich für den Täufer und reiht sich unter seine Jünger ein. Ob er mit Johannes blutsverwandt war, lässt sich nicht genau sagen. Auf jeden Fall war er mit ihm geistesverwandt. Von ihm ließ er sich anregen und geistig prägen, zum Missfallen von Teilen seiner Verwandtschaft, die ihn für verrückt hält. Nach der Ermordung des Johannes tritt Jesus in dessen Fußstapfen und beginnt selbst in Galiläa zu predigen, ähnlich wie Johannes. Galiläa ist weit genug weg von Jerusalem und Herodes ist dort nicht mehr zuständig.
VOM HEILIGEN GEIST GEPRÄGT
Was bedeutet es nun, wenn sich über Jesus der Himmel auftut und der Heilige Geist auf ihn herabkommt? Beide werden vom Himmel her legitimiert und Jesus wird mit dem Wohnwollen Gottes und der Kraft des Heiligen Geistes ausgestattet. Im Akt der Taufe wird offenkundig, wes Geistes Kind er ist. Er hat sich von Johannes inspirieren lassen, in ihm und durch ihn wirkt aber von an Anfang der Heilige Geist. Im Rückblick auf das Leben Jesu wird eine Linie sichtbar, die im „Empfangen vom Heiligen Geist“ ihren Anfang nimmt und über das Geist-Erlebnis bei der Taufe bis hin zur Ausgießung des Heiligen Geistes über die „follower“ Jesu im Pfingstereignis weitergeht.
Im Weihnachtsevangelium des Evangelisten Johannes haben wir den Satz gehört: „Allen, die ihn aufnahmen, gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden.“ In der Taufe sind auch wir Kinder Gottes geworden. Auch auf uns ist der Heilige Geist herabgekommen. In der Taufe, der Firmung / Konfirmation haben wir das zelebriert. Allerdings kommt es nun darauf an, was wir daraus machen. Denn oft ist es nur ein „Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“. Was bleibt davon nach der schönen Familienfeier? Lassen wir uns wirklich vom Geist Jesu formen, prägen oder nur von den pompösen Geschenken? Wes Geistes Kinder sind wir? Sich vom Geist Gottes prägen zu lassen, ist eine Lebensaufgabe und ist nicht mit dem Akt der Taufspendung erledigt.
IST ES SINNVOLL, BEREITS KINDER ZU TAUFEN?
Viele junge Eltern lassen ihre Kinder nicht mehr taufen. Sie möchten diese später einmal selbst entscheiden lassen, ob sie Christen werden wollen. Klingt sehr reif, ich halte das aber für einen groben Trugschluss. Wenn Eltern ihren eigenen Glauben ernst nehmen und spürbar leben, wenn sie beten, die Sakramente feiern, das Wort Gottes hören und sich damit auseinandersetzen und wenn sie ihr Leben an den Geisteshaltungen Jesu ausrichten, werden ihre Kinder dies nicht nur spüren, sondern auch davon geprägt sein. Bis zu dem Zeitpunkt, wo sie reif sind, sich selbst zu entscheiden, werden sie ihre Eltern nachahmen und wie sie reden und denken. Es gibt keine wertneutrale Erziehung. Wenn Werte wertvoll sind, sind sie nicht beliebig.
Es liegt aber durchaus auf der Linie Jesu, wenn Eltern und Lehrer die Heranwachsenden zu kritikfähigen Menschen erziehen. Auch Jesus hat sich mit den Traditionen seines Volkes kritisch auseinandergesetzt. Kritisieren kann ich nur, was ich einigermaßen kenne.
DEM GEIST GOTTES RAUM GEBEN
Das Fest der Taufe Jesu ist für uns Christen eine große Herausforderung. Wie viel von dem Feuer und dem Heiligen Geist, von denen Johannes der Täufer gesprochen hat, lassen wir in unserem Leben zu? Von welchen Geistern, von welchen Geistesströmungen lassen wir uns prägen? Wer sich nicht für ein geistloses Leben entscheiden will und wer sich nicht nur vom Zeitgeist treiben lassen will, muss zusehen, dass er dem Geist Gottes in seinem persönlichen Leben Raum gibt. Amen.
Seneschall Matthias David