(Predigtgedanken zum 2. Sonntag im Jahreskreis – Joh 1:29 – 34)
EIN MENSCHHEITSTRAUM
Der römische Dichter Ovid erzählt in seinen Metamorphosen von einem begnadeten Bildhauer namens Pygmalion. Er war von einem so hohen Schönheitsideal beseelt, dass keine Frau aus Fleisch und Blut seinen Vorstellungen genügen konnte. Er schuf sich ein Frauenbildnis aus Marmor, das seinem Wunschtraum entsprach und verliebte sich unsterblich in die von ihm geschaffene Statue. In seiner Not flehte er Aphrodite, die Göttin der Liebe, an. Diese erhörte ihn und ließ das Frauenbildnis lebendig werden…
In dieser Geschichte wird der Wunschtraum vieler Menschen beschrieben, sich die eigene Partnerin, den eigenen Partner nach dem eigenen Idealbild zu formen. Meist ist dieser Wunsch mit der Vorstellung verbunden, dass dem gemeinsamen Glück nichts mehr im Wege steht, sobald das Idealbild erreicht ist. Nicht nur Liebes- und Ehepartner sind dieser Versuchung ausgesetzt, Auch Eltern möchten manches Mal ihre Kinder nach ihren Vorstellungen formen, oder Lehrer ihre Schüler. Leider, bzw. Gott sei Dank, funktioniert das nicht so einfach, wie wir alle wissen. Zum Menschen gehört auch die Freiheit, das eigene Leben selbst zu gestalten und zu verantworten.