MICH WUNDERT, DASS ICH FRÖHLICH BIN Predigtgedanken zum 3, Advent Lk 3:10-18, Zef 3:14-17, Phil 4:4-7                           

Die Liturgie des 3. Adventssonntages beginnt mit der Aufforderung „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit“ und trägt den lateinischen Titel Gaudete. Was ist der Grund dieser Freude? Es geht dabei mehr als um eine Vorfreude auf Weihnachten. Wer Gott nahe weiß, kann froh und gelassen sein.

UNRUHIGES GETRIEBENSEIN

Der Advent ist eine außergewöhnliche Zeit. In vielen Berufen steigt der Stress der täglichen Arbeit, da es auf das Jahresende zugeht. Die Kaufleute möchten die Umsätze des Vorjahres noch übertreffen, denn nur wirtschaftliches Wachstum kann ihr Geschäft stabil halten. Die Buchhalter und Geschäftsführer müssen noch vor dem Jahresende Dinge richtigstellen, damit die Bilanz kein schiefes Bild abgibt, und im privaten Bereich gilt es auch, Wünsche der Liebsten zu erkennen und auf Weihnachten hin zu befriedigen.
Wer kann da noch ruhig schlafen oder gar noch fröhlich sein, wie es der Apostel im Brief an die Philipper von uns fordert?

In den Advent eingestiegen sind wir mit Gedanken an das Ende; einerseits das sichere Ende, das jeder von uns persönlich vor sich hat, aber auch an das jederzeit mögliche Ende, etwa durch Katastrophen, Unfälle usw., gegen die wir uns nicht restlos absichern können oder gar das Ende der Welt. Wer kann da noch fröhlich sein?

DER HERR IST NAHE

Aus alter Zeit werden uns Verse überliefert – man weiß nicht mehr, wann genau sie entstanden sind -, die uns an die vom Apostel ausgerufene Freude näher heranführen können:
                                                                                                 Ich bin und weiß nicht wer.
Ich komm‘ und weiß nicht woher.
Ich geh‘, ich weiß nicht wohin.
Mich wundert, dass ich so fröhlich bin!
                                                                                      
Wie kann man fröhlich sein, wenn so vieles unsicher ist? – Wer sich in Gottes Hand weiß, kann auch angesichts ernster Verhältnisse fröhlich bleiben und muss nicht in Galgenhumor ausweichen.

Der Apostel Paulus sieht den Grund seiner frohen Gelassenheit in der Gewissheit, dass der Herr nahe ist. Diese kann in zwei Richtungen verstanden werden. Er selbst war wie viele Menschen damals fest überzeugt, dass der Messias bald wiederkommen und die Welt vollenden werde. Wer ein reines Herz und ein gutes Gewissen hat, kann diesen Zeitpunkt sogar herbeisehnen. Man kann die Nähe des Herrn aber auch in dem Sinne verstehen, dass wir in seiner Gegenwart leben, ihn nahe wissen. So kann ich mich nicht von ihm verlassen fühlen, auch wenn ich vielleicht rundum Sorgen habe.

UMDENKEN, SICH BEKEHREN

Auch Johannes der Täufer war vom Gedanken, dass Gott im Kommen ist, ganz eingenommen. Am Jordan predigte er Umkehr. Das ursprünglich griechisch abgefasste Evangelium verwendet dafür das Wort „Metanoia“, wörtlich übersetzt heißt das „Umdenken“. Viele unserer problematischen Verhaltensweisen haben ihre Wurzeln in unserem Kopf bzw. in unserem Herzen. Wir sind gierig, raffen zusammen, was wir uns aneignen können, mehr als wir brauchen, weil wir von einer panischen Sorge getrieben sind. Was Johannes von seinen Zuhörern konkret als Zeichen des Umdenkens fordert, sind genau genommen Selbstverständlichkeiten: die Zöllner sollen nicht mehr verlangen, als festgesetzt ist, die Soldaten sollen niemand misshandeln oder gar erpressen. Nur die Aufforderung, mit den Ärmeren zu teilen, geht darüber hinaus, verlangt aber auch nicht Unmögliches. Was er verlangt, ist selbstverständliche Moralität, wie man sie von jedem Menschen erwarten kann. Es ist gleichsam das Wasser, mit dem alle kochen, unabhängig von jeder Religion und Weltanschauung.

WASSER, FEUER UND HEILIGER GEIST

Seiner Taufe mit Wasser, mit dem symbolischen Abwaschen all dessen, mit dem wir uns schmutzig gemacht haben, stellt er die Taufe mit Heiligem Geist und Feuer gegenüber, die Jesus bringen werde. Jesus lässt uns eintauchen in einen neuen Geist, damit dieser uns läutert wie Feuer das Metall im Schmelzofen.

Worin besteht dieser neue Geist, dieses neue Denken? Der neue Geist ist die Gewissheit der Nähe Gottes. Sie lässt uns froh und gelassen sein, denn wir können nicht tiefer fallen als in die Hände Gottes. Vor diesem Gott brauchen wir uns nicht zu fürchten. Wir können alle Hintergedanken beiseite lassen, aufeinander zugehen und miteinander teilen. Dieser Geist macht aber auch wertlos, was nicht wirklich Substanz hat. Alle künstlich aufgebauschten Werte werden in seinem Feuer verbrennen wie der Müll, den die Stadtverwaltung sammelt und in ihren Verbrennungsanlagen verheizt.

Der dritte Adventssonntag lädt uns ein innezuhalten und uns dem Geist Jesu zu öffnen. Durch ihn werden wir jene Freude erleben, die aus der Tiefe unseres Glaubens kommt. Sie kann die Atmosphäre in unserer Umgebung und die Beziehung zu den Menschen, die uns umgeben, verändern und uns von innen her erneuern.

Seneschall Matthias David