Pfingstfestgrüße 2024 der Komturei Johanna-von-Orléans

Denn Gott hat
uns nicht
einen Geist 
der Verzagtheit gegeben,
sondern den Geist der Kraft,
der Liebe und der Besonnenheit.        

2 Tim, 1,7 

Nachlaufen
Zu Pfingsten ermuntert Pfarrer Schießler, frühere Kirchenmitglieder zurückzugewinnen

Unsere Gemeinden haben seit Corona massiv an Mitgliedern verloren. Diese Christen haben erkannt: Es geht gut ohne Kirche, warum nicht auch jetzt nach Corona?  Dagegen stemmt sich unser Pfingstfest mit aller Macht: Der Geist Gottes ist dort, wo das Leben ist, das sagt uns das Fest. Er weht, wo er will, heißt es offiziell. Aber nehmen wir das auch ernst in unserer Kirche? Gerade dieser Satz wird nämlich oft ohne Konsequenz von Verantwortlichen in der Kirche zitiert, ohne sich der eigentlichen Bedeutung wirklich bewußt zu sein: Gerade weil Gottes Geist sich nicht einsperren läßt, kann niemand in der Kirche sagen: Ich habe ihn! Weil wir den Geist im Sinne eines festen Besitzes nicht haben, müssen wir uns auf die Suche machen. 

Suchen verlangt, das Gewöhnliche wie das Gewohnte in Frage zu stellen. Suchen ist auch die Bereitschaft, sogar etwas als heilig Geglaubtes fragwürdig zu machen. Wer offen ist und mutig, Ungewohntes zu denken, findet ungewöhnliche Antworten. Auch ein Kennzeichen des Gottesgeistes. Wir brauchen viel stärker eine Theologie mit dem Gesicht zur Welt. Wer die Welt und die Menschen in ihr offen anschaut, der wird den Geist dort entdecken. „Das wonach ihr sucht, ist gekommen, aber ihr erkennt es nicht“ sagt Jesus unmißverständlich im apokryphen Thomasevangelium. Es geht um den Geist Jesu, nicht um eine abstrakte Größe in spirituellem Gewand. Der Geist Jesu sagt klar, daß wir ihn bei den Menschen zu suchen haben. Er wirkt in den Menschen, ist also so etwas wie die Energie Jesu. Und Pfingsten kann dann nur heißen: Wir wollen nicht geistesabwesend sein in dieser Welt. Wir feiern Geistesgegenwart. Nicht etwa durch die oberflächliche Begeisterung. Geistesgegenwart drängt auf das nachhaltige Tun und zugleich auf Offenheit. Geistesgegenwart ereignet sich in der Kommunikation: „Jeder hörte sie in seiner Sprache reden“, so heißt es in der Apostelgeschichte. Wo es keine freie Kommunikation gibt, zerstören sich die Systeme, mögen sie Diktaturen oder Kirchen heißen. Wer aber auf einen anderen hört, hört auf den Geist, der aus ihm spricht. Das ist uns als Kirche für immer im Stammbuch geschrieben. Die Alten hören auf die Jungen; die Jungen lernen von den Erfahrenen: Das ist Gottes Geist.

Und was ist jetzt mit den vielen Menschen, die der Kirche davonlaufen? Ganz einfach: nachlaufen! Die Menschen können der Gemeinde gar nicht davonlaufen, wenn wir mit ihnen gehen. Wir können auch sagen: wenn wir bei ihnen bleiben.“

von Pfarrer Rainer Schießler, Pfarrer von St. Maximilian in München

Liebe Ordensschwestern, liebe Ordensbrüder, liebe Postulantinnen, liebe Postulanten, liebe Freunde und Förderer unseres Ordens,  liebe Ordensgeschwister, liebe Ordensgeschwister des Ritterordens der Tempelherren (OMCTT),

Pfingsten ist ein Fest, das für uns Christen nicht nur von entscheidender Bedeutung ist, sondern uns auch zum Nachdenken anregen soll: 

Durch den Heiligen Geist fanden die Jünger sowohl den Mut als auch die richtigen Worte.
Haben wir den Mut, die Frohe Botschaft weiter zu sagen oder schämen wir uns des Evangeliums? 
Oder sind uns Vergnügungen wichtiger als Mission?

Wir brauchen nicht zu klagen über Mitgliederrückgänge, wenn wir nicht direkt Brücken zu neuen Zielgruppen aufbauen – Brückenbauer braucht es mehr denn je:

   Brückenbauer zu den Armen und Vergessenen in unseren Gemeinden

   Brückenbauer zu den Menschen, die unsere Worte und Botschaft nicht mehr verstehen.

   Brückenbauer zu denen, die existentiell suchen, welchen Sinn ihr Leben hat.

Oft leben wir als Gemeinde unter uns, laden alle Interessierte zwar freundlich ein, aber bauen keine richtigen Brücken zu den Menschen, die keinen Bezug (mehr) zu uns haben. Unser Auftrag als Gemeinde ist und bleibt es aber, anderen Brücken zu bauen 

   zu einem Leben ohne Angst

   zu mehr erfahrener Gemeinschaft

   zu mehr Hoffnung

   zu den Worten der Bibel

   zur Person Jesu Christi.

Verstehen wir uns als Auslaufmodell Gemeinde müssen wir dann nur noch wenige Jahre warten, bis wir uns auflösen, oder aber wir brechen auf und gehen raus aus unseren vertrauten Kreisen damit wir den Auftrag als Kirche auch in der Gesellschaft erfüllen.

Eine mühsame Aufgabe – aber spannend zugleich – aufreibend und herausfordernd.

Menschen sind unterschiedlich – sie haben verschiedene Sprach- und Verständnisebenen – sie haben unterschiedliche Erfahrungshorizonte.

Manchen kann man das Evangelium bei einem Bier weitersagen. Andere erreicht man dadurch, daß man „intellektuell“ argumentiert, also mit Logik. Der Nächste ist emotionaler und versteht deshalb eine Sprache besser, die Gefühle anspricht. Für Dynamiker ist es wichtig zu erfahren, daß Jesus Veränderungen bringt.

Oft hilft nur das Vertrauen in die Brücken, die Gott im Heiligen Geist zu uns weiterbaut. Wahrlich ein gutes Fundament!

Euch liebe Ordensgeschwister und Euren Familien wünsche ich ein frohes Pfingstfest und Gottes reichen Segen.

NND
Mit templerischen / ordensbürderlichen Grüßen

Euer südlichster Ordensbruder Klaus – Komtur – Komturei Johanna-von-Orléans,
Deutscher Tempelherren-Orden, ORDO MILITIAE CRUCIS TEMPLI (OMCT)